Die Stadt Oschatz ist stolz auf das neu gestaltete Waagenmuseum. Die zeitgemäße Ausstellung zeigt wertvolle Waagen, meist aus einheimischer Produktion.
Dabei stehen die Firmengeschichten und Erzeugnisse der Oschatzer Waagenfabriken Gebrüder Pfitzer, Kopp & Haberland, Otto Bielig, VEB Waagenfabrik und Oschatzer Waagen GmbH im Mittelpunkt, so u.a. Dezimal-, Tafel-, Personen- und Feinwaagen. Insgesamt werden in der neuen Ausstellung ca. 180 Objekte präsentiert, davon ca. 120 Waagen sowie verschiedene Gewichte, Hohlmaße, Ellen und vieles mehr.
An Medienstationen kann der Besucher sich über den Aufbau bestimmter Waagen informieren, erklärt von ehemaligen Oschatzer Waagenbauern. Ausprobieren und Entdecken ist ausdrücklich auf interaktiven Flächen erlaubt und gewünscht! So kann jeder selbst aktiv werden und sich beim Abwiegen mit ausgewählten Waagen und Gewichten ausprobieren.
Doch auch alte Maße und Gewichte spielen eine große Rolle in der neuen Ausstellung. Was haben Pfund, Scheffel und Fuß mit Handel und Gerechtigkeit zu tun? Welche Rolle nimmt die Waage als Symbol bei der Justitia, in der Literatur und als Sternbild ein? Antworten darauf und noch vieles mehr gibt es nicht nur für Erwachsene sondern vor allem auch für alle Kinder zu entdecken.
Das Waagenmuseum zeigt u.a. Apothekerwaagen, Tafel- und Präzisionswaagen, kleine Gold- und Münzwaagen, verschiedene Personenwaagen, Briefwaagen, Neigungswaagen, moderne Laborwaagen. Als besonderes Exponat ist die Personen-Stuhlwaage, auch Ratsherrenwaage genannt. Diese Dezimalwaage wurde von der Oschatzer Waagenfabrik Pfitzer gebaut, patentiert und war 1862 zur Weltausstellung in London zu sehen. Ursprünglich gedacht für Kur- und Altenheime, dient die funktionstüchtige Stuhlwaage noch heute einem guten Zweck: Die Stadträte und der Oberbürgermeister der Stadt Oschatz lassen sich auf dieser Waage beim traditionellen Oschatzer Ratsherrenwiegen in der letzten Sitzung des Jahres auswägen und zahlen je nach Leibesfülle eine Spende für gemeinnützige Zwecke.
Übrigens wacht über die Pfunde der Stadträte der „Oschatzer Waagmeister“. Er repräsentiert die Stadt Oschatz und das Waagenmuseum nach außen im historischen Gewand. Bei Stadtfesten, regionalen Großveranstaltungen, Ausstellungen sowie überregionalen Messeauftritten trifft man den „Oschatzer Waagmeister“ an und kann sich von ihm so manch Interessantes über die Stadt und die Waagenbaugeschichte erzählen lassen.
Die größte Waage der Ausstellung ist eine monumentale Balkenwaage, welche 1686 auf Anordnung des sächsischen Architekten und Baubeamten Wolf Caspar von Klengel (1630–1691) angefertigt wurde. Ursprünglich diente sie dazu, Güter zu wiegen, die auf der Elbe transportiert wurden und die Zollstelle auf der Festung Sonnenstein bei Pirna passierten.
Der Schlosser Wilhelm Abraham Lehmann modernisierte die Balkenwaage und baute sie 1788 zur Salzwaage um. Seitdem stand sie in der sächsischen Hauptsalzniederlage in Schandau (heute Bad Schandau) an der Elbe. Dort wurde das angelieferte Salz gewogen, besteuert und weiterverkauft.
Ergänzend zum Waagenmuseum kann der Besucher im Innenhof des Museumsgeländes eine Großwaagen-ausstellung besichtigen. Hier werden u.a. eine Fischwaage, eine Viehwaage, Kohlenkippwaagen und eine Dezimalwaage mit einer Höchstlast von 500 kg ausgestellt.
Gegenüber der Großwaagenausstellung befindet sich eine nachgebaute Waagenbauwerkstatt. Der Oschatzer Waagenbau geht auf das Handwerk und die Innung der Zeug- und Sägeschmiede zurück. Die Zeugschmiedemeister fertigten in ihren Werkstätten neben zahlreichen Handwerkszeugen, verschiedensten Scheren und Schnittmessern, auch Balkenwaagen verschiedener Größen sowie später Tafelwaagen an. Der Begründer der Oschatzer Waagenbautradition Ernst Friedrich Pfitzer hat in einer solchen Werkstatt um 1845 mit der Waagenherstellung begonnen.