die Amtsfronfeste mit Ausstellung zum bäuerlichen Wohnen


Das historische Gebäude "Amtsfronfeste" hat eine lange Geschichte. Bei archäologischen Untersuchungen 1991/92 konnten Reste einer Vorgängerbebauung aus dem 13.-14.Jh. festgestellt werden. Das heute bestehende Gebäude ist in zwei Bauphasen errichtet, zusammengefügt und mit dem 1377 erbauten Wachturm und mit der Stadtmauer verbunden worden.
Der südliche Gebäudeteil dürfte in der 2. Hälfte des 15. Jh. erbaut worden sein. Zwischen 1553 und 1556 wurde der Bau des nördlichen Gebäudeteils als Wohnhaus für den Amtsfron ausgeführt. Seit dieser Zeit ist das Haus als Amtsfronfeste überliefert.

Der Fron, meist Fronbote genannt, gehört im sächsischen Landrecht neben Graf, Schuldheiß und Schöffen zur ordnungsgemäßen Besatzung des Gerichtes. Zu seinen Aufgaben gehörten neben der Ankündigung der Gerichtsversammlung und Ladung der Parteien die Kontrolle des geordneten Sitzungsablaufes. Er fungierte als Urkundenperson und nahm in Vertretung auch Aufgaben des Richters wahr. Seine wichtigste Aufgabe war jedoch die Vollstreckung richterlicher Urteile. Er pfändete Vermögensgegenstände, verwertete sie, besorgte die Beschlagnahme (Fronung) und nahm Personen in Gewahrsam. Die Amtsfronfeste war das Wohnhaus des Fron und diente zugleich als Ort für Gerichtsversammlungen sowie als Gefängnis mit spezieller Nutzung.

Ausstellung zum bäuerlichen Wohnen und zum Oschatzer Handwerk

Heute ist in der Amtsfronfeste eine Ausstellung zum bäuerlichen Wohnen und zum Oschatzer Handwerk untergebracht. Eine kleine Küche sowie ein Wohn- und Schlafraum vermitteln anschaulich, wie eine Bauernfamilie vor ca. 150 Jahren gelebt und  gewohnt hat. Die in der oberen Etage zu sehenden Bauermöbel entstammen der Oschatzer Pflege und gehören dem Ende des 18.Jh. an. Sie wurden vom Verein für Orts– und Volkskunde Oschatz zusammengestellt und im Juni 1911 während einer Gewerbeausstellung in Oschatz zum ersten Mal geschlossen gezeigt. Seither sind sie Ausstellungsteil des Oschatzer Stadtmuseums. In der unteren Etage sind Zeitzeugen des Oschatzer Handwerkes, z.B. ein Tuchmacherwebstuhl und eine kleine Schumacherwerkstatt zu finden. Unmittelbar an das Gebäude der Amtsfronfeste grenzt ein Teil des historischen Wehrganges.